Vor etwa
hundert Jahren
rief Khayr ad-Din
at-Tunisi, Mohamed Abduh, Gamal ad-Din al-Afghani und Abdul Rahman al
Kawakibi zu Fortschritt, soziale Reformen und Aufklärung in
der
islamischen arabischen Welt auf. Damals erschien es möglich,
die
dominierend westliche Zivilation, sei
es
in Theorie und Praxis, einzuholen.
Heute
jedoch erscheint die
Kluft zwischen den zwei
Kulturen unmöglich zu überbrücken. Seit den
letzten
sechs Jahrhunderten sind fast alle Forschungen, Entdeckungen und
Erfindungen
in philosophischen und
wissenschaftlichen Fragen
Verdienst des
Westens. Dies anzuerkennen ist sehr schmerzlich für alle,
deren
kulturelle Bindungen
in der arabischen
Welt liegen. Es ist erschreckend zu beobachten, daß die
arabische
Welt sich in all dieser Zeit weder für sich selbst noch
für
die Menschheit
weiter verdient gemacht
hat.
Der Westen kontrolliert die
Welt auf
militärischer, kultureller und ökonomischer Ebene mit
Hilfe
seiner führenden Überlegenheit, bei der Erkenntnis,
Wissenschaft und Vernunft eine wichtige Rolle spielen. Die westliche
Kultur ist zur Zeit führend auf der ganzen Welt. Das arabische
kulturelle Denken ist zum größten Teil
abhängig von der
westlichen Kultur.
Dies ist
eine nicht zu
akzeptierende Situation und
erfordert eine Lösung. Um dem Westen ebenbürtig zu
sein,
müssen die Araber verstehen, woher der Westen seine
Stärke
gewinnt, anstatt den Westen nur in einer Richtung zu
imitieren, in dem sie nur
seine
Produkte gebrauchen; Sie sollten nachdenken, auch andere westliche
Werte zu akzeptieren, die zur ökonomischen und sozialen
Entwicklung führen. Werte, die Würde für
alle
Bürger garantieren. Jedoch sie finden alle möglichen
sozialen
und religiösen ablehnenden Gründe, wenn sie mit Werte
konfrontiert werden wie: Gleichheit, Menschenrechte, Würde des
Menschen und Gerechtigkeit für alle.
Die westliche Kultur hat
diese Werte nicht allein
geschaffen. Menschliches Denken von allen Kulturen haben hierzu
beigetragen. Unter ihnen sind auch arabische Denker, die das Wissen der
vorherigen Kulturen wie der persischen, indischen und griechischen Kultur
übernommen, verbessert, entwickelt und
somit
sich an
der jetzigen westlichen Kultur beteiligt haben. Eine
Atmosphäre von
Gedankenfreiheit und Toleranz
gegenüber
Gedanken anderer ist das Fundament für die produktive
Entwicklung
von Kulturen. Diese Werte zu akzeptieren und praktizieren
bedeutet nicht vom Westen abhängig zu sein. Die
meisten zivilisierten Kulturen haben sich diese Werte zu eigen gemacht. Diese
Werte sind globale
menschliche
Werte.
Für
die arabischen
Welt würde
das Durchführen
solcher Werte eine
Reorientierung zu sich selbst mit der Wiederbelebung von Denkern wie
Abul Ala' al-Maari, Ibn Sina, Ibn Khaldun,
Ibn Rushd, Ibn Tufail und vielen anderen bedeuten, die reich zur
Menschheit beigetragen haben.
Es ist
höchste
Zeit, daß Mitglieder der
arabischen Kultur erneut
zur
Humanität beitragen: Statt nur Verbraucher zu sein
müssen die
Araber wieder kulturelle Werte erbringen. Sie sollten Erneuerer statt
nur Nachahmer sein.
Der sicherste Weg,
dieses Ziel zu erreichen, erfordert die Herstellung von Ordnung im
arabischen Haus; nämlich die
Gemeinsamkeit zu pflegen und die Einheit anzustreben. Beginnend in der
Kindheit sollte in einer Atmosphäre des freien Denkens und Toleranz
das Zugehörigkeitsgefühl
zur arabischen Kultur und zu der arabischen Nation
wiedererweckt werden.
Um
zur Weltkultur wieder
beitragen zu können
muß die geistige Einstellung zu Kreativität, Arbeit
und
Produktivität in der arabischen Welt positiver sein. Die
Menschen
sollten in ihrer Kreativität gestärkt werden, um neue
Dimensionen und Horizonte zu entdecken, damit eigene Lösungen
für ihre Probleme gefunden werden. Dieses mögen
Lösungen
sein, an die noch niemand gedacht hat und sie könnten auch
gegen
die Tradition sein.
Die
Auseinandersetzung
zwischen Vertretern des
Kulturerbes und Befürwortern der Moderne erfordert
stimulierende
Diskussionen und die Suche nach realistischen Antworten. So
könnte
eine neue charakteristische Realität in der arabischen Welt
entstehen. Aus diesen Gründen heißen wir einen
offenen
freien Dialog willkommen. Wir glauben, daß der Dialog
zwischen
allen politischen Richtungen erfolgreich sein wird, wenn die Freiheit
des Denkens gesichert ist.
Der IBN
RUSHD Fund ist
gegründet, um die
oben genannten Ziele zu erreichen. Der Fund unterliegt keinen
Einflüssen von Regierungen oder Religionen. Er ist liberal und
trägt die Hoffnungen für Fortschritt in der
arabischen Welt,
für Freiheit und Gleichheit, Menschenrechte und soziale
Gerechtigkeit.
Der Fund wählt den Namen IBN RUSHD. Ibn Rushd, in der westlichen Welt als Averroes bekannt, war ein wichtiger arabischer Denker, Wissenschaftler, Arzt, Richter und Philosoph. Er lebte von 1126 bis 1198 in Andalusien und Marrakesch. In Gedenken an IBN RUSHD und seine Ideen - insbesondere des freien Denkens - ist der IBN RUSHD Fund , Verein für Freies Denken, offiziell 8oo Jahre nach seinem Todestag, am 10.Dezember 1998 gegründet.